Es gehört laut Trip Advisor zu den fünf besten Museen Chinas. In jedem Reiseführer wird es empfohlen. Angeblich kennen es aber nur wenige Chinesen und wer es besuchen möchte, muss daher schon eine detektivische Veranlagung mitbringen.
Mein Fahrradnavi sagt, dass wir da sind. Der Straßenname stimmt. Die Hausnummer stimmt. Etwas verloren stehen wir vor einem Compound mit zahlreichen Hochhäusern. Am Eingangstor sind schwer leserliche Schildern angebracht. Erst beim sehr genauen Hinschauen können wir sehen, dass auf einem roten Schilder rot in roter Schrift geschrieben steht: Propaganda Poster Museum – Haus 4. Gefunden! Oder doch nicht? Haus Nr. 4, eines der Hochhäuser – alles ganz gewöhnliche Wohnhäuser, ist dann noch mal eine kleine Herausforderung. Auch hier nur ein klitzekleines Schild und im Haus der Hinweis, dass wir in den Keller müssen. Jetzt aber!

Durch einen Plastikvorhang betreten wir die größte Propaganda Poster Ausstellung Chinas. Ach was, die größte Propaganda Poster Ausstellung der Welt! Der Ausstellungsbereich erstreckt sich über drei unspektakuläre Kellerräume. Kein Tageslicht. An den Wände ist jeder freie Millimeter genutzt. Überall, auch auf dem Boden an die Wand gelehnt: Poster, Kalenderblätter aber auch der ein oder andere Wandteppich. Viele sind nur in Folie eingeschweißt, andere gerahmt. Alles ist chronolisch aufgebaut und jedes Exponat mit Datum und einer ausführlichen Beschreibung auf Mandarin und Englisch versehen. Das älteste geht in die späten 1940er zurückgehen. In die Zeit, als Mao an die Macht kam (1949 – 1976). Die neuesten sind aus den frühen 80ern.
Am Anfang des „Rundgangs“ erfahren wir, dass in den 80er Jahren, als China sich langsam öffnete, alle Propaganda Poster, die bis dahin an den Wänden der Regierungsgebäude, Museen, Büchereien und Kulturzentren gehangen hatten, entsorgt werden sollten. Yang Pei Ming ist es zu verdanken, dass so viele noch erhalten sind. Es fing damals damit an, die Poster zu sammeln und legte so den Grundstein für seine mittlerweile 6.000 Poster umfassende Sammlung. Die meisten seiner Poster fand er in Shanghai, wo ein Großteil im Auftrag der Regierung und teilweise sogar auf direkten Befehl von Maos Frau von Künstlern gemalt worden waren.

Die gesamte Ausstellung in mehrere Zeitabschnitte unterteilt. An den Postern kann man deutlich erkennen, was Mao und seiner Gefolgschaft wichtig war. Auf den ersten Postern, allesamt aus der Zeit nach der Gründung der Volkrepublik, geht es hauptsächlich darum den Menschen den Wandel nahezubringen.
Besonders angetan haben es mir die Poster aus der Zeit des „Großen Sprungs nach Vorne“ und der „Großen Hungersnot“. Auf diesen Postern geht es in erster Linie darum, die Imperialisten schlecht aussehen zu lassen. Amerikaner und Briten werden als geschrumpfte, grüne Schurken dargestellt und auf den Postern stehen Sprüche wie: „Es sind die Menschen, die die Bombe zerstören sollen und nicht die Bombe die Menschen“ (1955), „Lasst uns Großbritannien in den nächsten 15 einholen oder gar überholen“ (1958) und „U.S. Armee, verschwinde aus Taiwan“ (1958).



Auch interessant, die Zeit während und nach der Kulturrevolution. Thematisiert wurde hier alles, von der tanzenden Armee der Frauen, das einzige Ballett, das zu dieser Zeit aufgeführt werden durfte, über die Jugend, die auf Land hart arbeitet, um das Land voranzubringen, bis hin zu den Errungenschaften in Wissenschaft und Technologie.
Was mich besonders freut: auf dem Poster, auf dem es um die Wissenschaft geht, ist ein Mädchen abgebildet. Wenn das nicht mal ein Rolemodell ist.

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