Eindringlinge

Nachdem wir den ersten Tag aufgestanden waren, als es noch dunkel war, haben wir es heute ganz ruhig angehen lassen. Gemütlich frühstücken, auf unserer Terrasse den Ausblick genießen und schreiben. Und dann ganz gemächlich in die Stadt. Dieses Mal auf der richtigen Straße. Auf der Straße, auf der es zwar noch immer sehr touristisch ist, aber nicht so Ballermann-mäßig.

Viel haben wir nicht gemacht. Wir waren im Museum und in den Reisfeldern. Also eigentlich kein Tag, über den man ausgiebig und interessant berichten kann. Wenn da nicht diese eine Sache gewesen wäre.

Ich hatte Euch schon erzählt, dass alle Eingänge aussehen wie Tempel. So auch dieser. Er hat einfach dazu eingeladen, durchzugehen und alles genau zu erkunden. Ich war es dieses Mal nicht. Auch wenn ich normalerweise diejenige bin, die forsch voranschreitet. Dieses Mal war es mein Mann.

Er die Stufen hoch und mit Kamera im Anschlag alles fotografiert. Ich hinterher. Aber irgendwie kam mir alles komisch vor. Auf der rechten Seite saßen zahlreiche Frauen unterschiedlichen Alters mit ihren Kindern. Links vom Eingang ein Mann, der meinen Mann belustigt beobachtete. Die Frauen übrigens auch.

Beim besten Willen kam mir das nicht wie ein Tempel vor. Also fragte ich den Mann, was das denn sei und er antwortete mir mit einem breiten Grinsen auf den Backen: „Mein Haus. Ich wohne hier!“

Ich bin fast im Boden versunken. So peinlich. Zu unserer Verteidigung muss ich sagen: Nicht nur die Eingänge sehen aus wie die zu einem Tempel, auch in den „Häusern“ sieht es wie in einem Tempel aus. Es gibt nicht nur ein Haus mit mehreren Etagen, sondern es gibt mehrere Häuser und alle auf nur einer einzigen Etage. Eines für die Küche, mehrere zum Schlafen und in der Mitte natürlich wieder ein Schrein für die Götter.

Den Grund, warum man hier traditionell nicht nach oben baut, sondern in die Breite oder eben gleich mehrere Häuser: Niemand darf mit den Füßen über dem Kopf eines anderen Sein und schon gar nicht über den Köpfen der Götter.

Vor vielen Jahren gab es wohl eine jahrelange Diskussion über einen Tunnel unter einer viel befahrenen Straße durch. Für die Balines*innen war es undenkbar, solch einen Tunnel zu bauen. Würden die Götter reisen, würden andere in ihren Autos über ihnen fahren und hätten somit ihre Füßen über den Köpfen der Götter. Der Kompromiss: Es wurde ein Tunnel gebaut, aber auch eine Umgehungsstraße.

Nachdem uns unser Fauxpas klar war, sind wir natürlich ganz schnell wieder auf die Straße zurück. Wobei es niemanden gestört hat. Ganz im Gegenteil. Der Besitzer des Hauses lud uns ein, uns gerne weiter umzuschauen. Aber, abgesehen davon, dass wir eh alles gesehen hatten, war mir das auch mega peinlich. Die Marktfrauen auf der Straße hatten auch ihren Spaß. Wir wurden mit einem großen Hallo und viel Gelächter begrüßt.

Weiter ging es in das Kunstmuseum von Ubud. Hier wird die Geschichte der Malerei gezeigt. Leider ist auch diese Ausstellung, wie die meisten Ausstellungen in China auch, eher lieblos ausgestellt. Aber dennoch hat man einen guten Überblick erhalten und konnte sehen, wie sich die Kunst über die Jahrhunderte entwickelt hat.

In einem Gebäude stellten junge Künstler ihre Werke aus und ich muss sagen, die haben mir fast noch am besten gefallen. Sie hatten, wie ich fand, eine enorme Aussagekraft.

Und um zu zeigen, dass Ubud doch auch etwas ursprüngliches zu bieten hat, hier noch paar Bilder von den Reisfeldern. Auf dem Weg zu den Reisfeldern kamen wir noch an mehreren Galerien vorbei. Eine stach mir besonders ins Auge. Die Bilder kannte ich. Ich hatte sie bereits in Singapur in meiner Lieblingsgalerie gesehen und ich weiß, dass eine Freundin von mir, eines dieser Bilder gekauft hat.

Der Künstler hat sich natürlich gefreut, dass ich ihn erkannte und noch viel mehr, dass ich jemanden kenne, die eines seiner Bilder gekauft hat.

Seine Bilder sind auch echt irre. Er kann nicht mehr so wirklich gut sehen, muss also immer ganz nah an die Leinwand ran. Er zeichnet auch eher als dass er malt. Mit ganz feinen Strichen und einem dünnen Fineliner lässt er riesige Landschaften oder wie hier auf dem Bild gigantische Bäume entstehen.

Gleich geht‘s auf eine Rafting Tour. Solltet Ihr also nichts mehr von mir lesen, war‘s das (-;

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