Auf Bali werden Heldinnen geboren

Sollte sich jemand Sorgen gemacht haben? Ich habe es überstanden. Ich war auf meiner ersten Rafting Tour und was soll ich sagen? Für mich hätte es gerne etwas ‚rougher‘ sein dürfen.

Mein Mann hatte vor vielen Jahren schon mal genau diese Tour hier auf Bali gemacht und wollte das jetzt unbedingt mit mir machen. Vor der Tour meinte ich noch, dass das nicht unbedingt sein müsse. Jetzt, nach der Tour weiß ich, dass ich keine Gelegenheit für so eine Tour wieder an mir vorbei ziehen lassen werde. Es war gigantisch.

Um in die Schlucht und damit an den Fluss zu kommen, mussten wir erst mal 509 Stufen nach unten. (Ich bin mir sicher, dass ich meine Beine morgen deutlich spüren werde.) 509 ungleichmäßige, teilweise kaputte, teilweise von Wurzeln überwucherte Stufen. Mal breite mal enger. Mal steiler, mal weniger steil. Auf jeden Fall war schon der Weg nach unten ein Abenteuer.

Während wir uns den Weg nach unten hangelten, schoss ungefähr auf halbem Weg plötzlich ein Boot an uns vorbei. Ok. Hört sich spektakulärer an, als es war. Aber komisch war es schon, als da plötzlich auf Augenhöhe ein blaues Boot in einer ziemlichen Geschwindigkeit an uns vorbei schwebte.

Unten angekommen, grüßten uns schon die ersten Rafter, die mit einer anderen Organisation etwas weiter oben eingestiegen waren. Jetzt waren also wir dran. Vorne ein super nettes junges Paar aus Thailand. Hinten wir, weil wir schwerer waren. So die etwas uncharmante aber selbstverständlich wahre Aussage des Bootsführers, der dann zum Ausgleich ganz hinten Stellung bezog.

Los ging‘s!

Der Anfang war ziemlich harmlos. Die ersten Meter sind wir recht gemütlich an einer Wand vorbei gefahren, in die vor einigen Jahren Balinesen Felsenbilder geschlagen hatten. Sie zeigt die Geschichte einer hinduistischen Gottheit. Wunderschön und nur zu sehen, wenn das Wasser niedrig ist. Der Fluss ist im Augenblick auf seinem niedrigsten Stand. In vielen Flüssen würde das bedeuten, dass es jetzt erst Recht heftig ist. Hier bedeutet es, dass es jetzt nicht ganz so wild ist. Aber dennoch stockte mir auf den ersten Metern schon erst mal der Atem. Auf jede ruhige Strecke, folgte ein Abschnitt, wo es durchaus zur Sache ging. Diverse Male sind wir auf einen der großen Steine mitten im Fluss stecken geblieben und ein Mal hätte es uns fast geschmissen. Wir sollten alle nach rechts, hatten aber kollektiv die Seiten verwechselt. Erst als so richtig viel Wasser ins Boot kam, fiel uns auf, dass da etwas nicht stimmen konnte. Der Bootsführer hatte seinen größten Spaß. Es konnte ja nicht wirklich was passieren. Wir hatten alle dicke Schwimmwesten an und Helme auf.

Der Fluss wird gespeist von zahlreichen (jetzt) kleinen Wasserfällen. Einige enden direkt im Fluss. Bobo, so der Name unserer Bootsführers, hatte einen Wahnsinns Spaß dran, das Boot immer direkt unter jeden Wasserfall zu lenken. Unsere Thailändischen Freunde hatten nämlich zu Beginn der Tour darum gebeten, nicht unfreiwillig im Wasser zu landen. By the way – wir waren erst gar nicht gefragt worden! Ist das schon Altersdiskriminierung? (-;

Egal. Die zwei waren auf jeden Fall schon mal nass.

An einer anderen Stelle sahen wir schon von Weitem, dass sich ein paar junge Männer im Wasser treiben ließen. Ich war schon ganz neidisch, als Bobo meinte, wir könnten das auch gerne machen.

Hallo?

Das sagt man mir nur ein Mal. Zack war ich im Wasser. Sehr cool. Also das Wasser und das Gefühl. So mit Schwimmweste, das hat schon was. Fast hätte ich vor lauter Freude aber meinen „Einsatz“ verpasst und wäre am Fotoshootings am Wasserfall vorbeigeschoben. Die Strömung ist dann doch stärker. Aber ich habe es geschafft. Wobei ich es ziemlich lustig gefunden hätte, wenn ich es nicht geschafft hätte. Ich glaube, alle hätten dann ziemlich dumm geschaut.

Nach zwei Stunden, zahlreichen Stromschnellen, etlichen Pirouetten, keinem Kentern aber dennoch viel Wasser im Boot war unser Tour durch dieses faszinierende Tal vorbei.

Und hier, ganz am Ende, stehen kleine super drahtige Balinesinnen, packen die Boote, aus denen die Luft schon rausgelassen wurde, auf ihren Kopf und tragen sie die Treppen aus dem Tal raus wieder auf Straßenhöhe. Keine 509, aber doch noch über 200 Stufen nach oben. Ich war froh, dass ich mich da nach oben bekommen habe.

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