Könnt Ihr Euch daran erinnern, dass ich versprochen hatte, mehr über die Kultur der Peranaken in Erfahrung zu bringen? Vergangenen Mittwoch war es so weit. Ich war in ein Peranaken Restaurant zum High Tea eingeladen.
Gerechnet hatte ich mit einem High Tea, wie ich es aus Shanghai kenne. Lauter kleine salzige und süße Häppchen: Sandwiches, Scones, kleine Kuchen und Tee. Ganz im Stil der Briten. Was hier angeboten wurde, waren auch alles kleine erst herzhafte, dann süße Häppchen, aber so gar nicht europäisch angehaucht. Sondern eher Chinesisch Malaiisch. Somit wir schon mitten drin wären.
1407 stellte China Malakka, das heutige Malaysia, unter seine Protektion. Natürlich ließen die ersten chinesischen Händler nicht lange auf sich warten. Sie nutzen den Wind des Nordostmonsuns, um dorthin zu gelangen und fuhren mit dem Südostmonsun, um wieder nach Haus zu kommen. In der Zeit dazwischen gingen sie ihren Geschäften nach und selbstverständlich heiratete der eine oder andere Chinese auch eine Malaiin. Die Nachkommen dieser Paare werden „Straits-Chinese“ oder „Peranaken“ genannt. Peranaken – bevor wir nach Singapur gezogen sind, hatte ich davon noch NIE gehört – bedeutet so viel wie „hier geboren“. Die „Straits-Chinese“ heißen so, weil sie über die Meerenge von Malakka – der Malacca Straits – gekommen sind.
Kleiner Ausflug: Die Zeitung hier heißt: Straits Time. Es gibt den Straits Club. Straits Financial Group. Straits what so ever. Ich hatte mich schon die ganze Zeit gewundert, woher diese Bezeichnung kommt, aber offensichtlich noch nicht wirklich damit beschäftigt. Jetzt weiß ich es und Ihr auch.
Die männlichen „Straits-Chinese“ nennen sich Baba, die weiblichen Nonya. Wieder was gelernt, denn es gibt hier in Singapur das Baba House. Bericht folgt, wenn ich da gewesen bin!
Zurück zur Geschichte: Die Straits-Chinese waren allesamt ziemlich gute Geschäftsleute, was ihnen einiges an Reichtum eingebracht hat. Sie waren auch sehr darauf bedacht, ihren Kindern eine gute Bildung zukommen zu lassen und schickten sie daher gerne auf britische Schulen. Kein Wunder also, dass die Kolonialherren, die eigentlich nicht ganz so gut auf Mischlinge zu sprechen waren, die Peranaken durchaus mochten. Was wiederum dazu führte, dass diese noch bessere Geschäfte machen und noch mehr Reichtum anhäufen konnten.





Während die Babas also ihren Geschäften nachgingen, waren die Nonyas im ihren pompösen Häusern damit beschäftigt dieses zu verschönern. Alles, was ihnen zwischen die Finger kam, bestickten sie mit bunten Glasperlen. Bettbezüge, Kopfkissen, Gürtel, Hausschuhe. Der Stil: etwas chinesische, etwas malaiisch und doch so ganz anders. Was nicht bestickt werden konnte, wurde bemalt. Und zwar bunt. Die Farbmischungen durchaus gewagt und die Motive Phönixe und Päonien/Pfingstrosen. Wunderschön, wie ich meine. Auch typisch für die Kunst der Peranaken ist ihr Silberschmuck. Super filigran gearbeitet und ein Mix aus islamischen und chinesischen Motiven.
Selbstverständlich hat diese Verschmelzung der Kulturen auch vor der Küche nicht halt gemacht, womit wir wieder beim High Tea wären. Denn zum High Tea gibt es ganz viele kleine Köstlichkeiten, die typisch für die Küche der Peranaken sind: Trockenes Laksa, Nasi Ulam, Kueh Pie Ti, Pulot Enti Hae Bi Hiam und noch vieles vieles mehr.
Laksa ist eine traditionelle (Reis-)Nudelsuppe mit Gemüse, Fisch und Krabben. Die Basis: Kokosmilch und Chili.
Nasi Ulam ist ein Reissalat mit frischen Kräutern. Damit die Kräuter nicht welken, muss der Reis abkühlen, bevor er mit den Kräutern gemischt wird. Ja, ich werde noch zur leidenschaftlichen Köchin! Man könnte in dem Restaurant auch einen Kochkurs machen, aber dafür muss ich erst noch vier weitere Mitstreiterinnen/Mitköchinnen/Mitstreiter/Mitköche finden. Ich bleibe dran!
Kueh Pie Ti – ein knuspriges, selbstverständlich essbares, Becherchen gefüllt mit in dünne Streifen geschnittenes Gemüse und einer Garnele oben drauf.
Pulot Enti Hae Bi Hiam – Klebreis mit getrockneten Garnelen in ein Bananenblatt gewickelt.


Der Nachtisch war in erster Linie Durian. Alex und ich hatten in Shanghai schon mal wagemutig Durian gegessen und waren damals etwas enttäuscht. Weder hat es fürchterlich gestunken, noch war es ungenießbar. Und auch dieses Mal fand ich es richtig lecker.
Noch so ein Ort, wo ich unbedingt noch hin muss: In Dempsey Hill gibt es einen Stand, der ausschließlich Duran anbietet. Mal sehen, wen ich dafür begeistern kann.