Wären es normale Zeiten, würden wir als Expats in Singapur reisen. Von hier aus kann man wunderbar in sämtliche Länder Asiens gelangen. Nach Malaysia innerhalb einer Stunde mit dem Auto. Nach Indonesien innerhalb maximal zwei Stunden mit dem Boot und den Rest in nicht viel mehr Zeit mit dem Flugzeug. Aber es sind keine normalen Zeiten – noch nicht! – und deshalb erkunden wir Singapur sehr intensiv. Nachdem wir fast alle Parks durch haben, sind jetzt die Friedhöfe dran. Heute: Der Japanische Friedhof.
Ich hatte auf Instagram ein Bild von dem Friedhof gesehen. Man sah da wunderschöne Rankenbögen mit rosa Blüten. Ich dachte an die Kirschblüte. Hätte ja irgendwie zu japanischem Friedhof gepasst, aber Kirschbäume und Ranken passt dann doch irgendwie nicht zusammen. Eigentlich logisch, aber … Als wir dann vor Ort waren, habe auch ich erkannt, dass es Bougainville waren. Wären wir in China gewesen, wäre der Friedhof überfüllt gewesen mit jungen Chinesinnen, die sich hier hätten fotografieren lassen. So war es allerdings sehr ruhig. Nur sehr vereinzelt stießen wir auf das eine oder andere Amateur-Fotomodell.
Gleich am Eingang links standen sechs Steinmännchen mit einem roten Mäntelchen um. Eine Verkörperung der Göttin Jizo – eine göttliche Figur des Shinto Buddhismus. Daneben eine Statue hoch oben auf einem Sockel. Auch diese mit einem Mäntelchen. Dieses Grab ist den japanischen Soldaten gewidmet, die nach ihrer Niederlage in Singapur interniert wurden.
Alles wirkt hier sehr viel ordentlicher als auf dem chinesischen Friedhof – Bukit Brown. Aber er liegt auch nicht gefühlt mitten im Dschungel, sondern vielmehr mitten in der Stadt. Auch ist er sehr viel kleiner als der Bukit Brown Friedhof. Hier finden sich nur zirka 1.000 Gräber. Auf dem der Chinesen 100.000! Dennoch ist er damit der größte japanische Friedhof in Südostasien.


Auch auf diesem Friedhof finden schon seit vielen Jahrzehnten keine Beerdigungen mehr statt. Aber auch dieser Friedhof ist sehenswert, denn der Japanische Friedhof ist etwas älter, als der Bukit Brown Friedhof. Während der chinesische Friedhof erst 1922 „in Betrieb“ genommen wurde, wurden auf dem Gelände des Japanischen Friedhofs bereits 1889 Tote beigesetzt. Zumindest ist das das älteste noch erhaltene Grab. Offiziell wurde der Friedhof erst 1891 von den Briten als Friedhof deklariert.
Dieses älteste Grab gehört zu Toma Sato. Man geht davon aus, dass Tom Sato eine japanische Prostituierte – eine Karbyuki-san, was so viel wie „eine, die nach China geht“ bedeutet – war. In der Nähe ihres Grabs gibt es noch weitere 13 Gräber. Alle aus den Jahren 1889 und 1890. Somit war der Japanische Friedhof zunächst ein Friedhof ausschließlich für Prostituierte. Drei japanische Bordellbesitzer hatten wohl zunächst ohne, dann mit Genehmigung der britischen Kolonialregierung, hier auf dem Gelände, das damals noch eine Gummiplantage war, ihre verstorbenen Prostituierten beigesetzt. Angeblich machen sie fast der Hälfte der Gräber aus. Viele dieser Gräber sind nicht mehr als solche zu erkennen, da für sie Grab“steine“ aus Holz verwendet wurden. Bis heute sind die selbstverständlich verrottet.

Neben den Prostituierten liegen zahlreiche Soldaten (die Japaner haben auch in Singapur, wie in Shanghai, ziemlich gewütet) und Kaufleute. Es wurden hier aber auch einige Berühmtheiten bestattet. Darunter Kantaro Ueyama, der Sohn des Erfinders der Rauchspirale gegen Stechmücken. Futabatei Shimei, ein berühmter japanischer Autor und Reporter. Deren Gräber sind groß und gekennzeichnet mit großen Tafeln inklusive Erklärung auf Japanisch und Englisch.



Selbstverständlich liegt hier auch der erste Japaner, der sich in Singapur niedergelassen, begraben. Der Grabstein von Yamamoto Otokichi sticht aus allen anderen hervor. Er ist anders. Es ist auch der einzige Grabstein mit einem Bild.

Morgen geht’s zu den Vögeln. Versprochen! Kein Friedhof. Obwohl es noch den einen oder anderen interessanten Friedhof hier geben soll. Außerdem muss ich mal schauen, ob die Friedhöfe hier genau so voll sind, wie in Shanghai. Vielleicht finde ich auch noch einen Park in der Nähe der Vögel, den wir noch nicht gesehen haben.