Singapore by bike

Seit vergangenem Samstag bin ich stolze Besitzerin eines genialen Fahrrads. Klar, dass ich diese Woche gleich die Gelegenheit genutzt habe, damit eine längere Tour zu machen und mal zu schauen, wie man so auf Singapurs Straßen Fahrrad fahren kann.

Die gute Nachricht: Man kann hier mit dem Fahrrad eigentlich ganz gut fahren. Die Autofahrer*innen nehmen Rücksicht. Nichtsdestotrotz habe ich freiwillig einen Helm aufgesetzt, denn Fahrradfahrer*innen sind im Singapurer Straßenverkehr eher selten. So selten, dass jede*r andere Radfahrer*in mich freundlich gegrüßt hat. Stellt Euch das mal in Shanghai vor. Ich wäre abends knalle kaputt gewesen. Nur vom Grüßen.

Was mich verwundert hat, war, wie hügelig es hier ist. Abgesehen davon, dass es schon ziemlich anstrengend ist, bei dieser Hitze zu fahren, haben es auch die Anstiege ziemlich in sich. Und mal kurz absteigen und sich ausruhen ist nicht, denn so etwas wie eine Radspur gibt es nicht. Man ist immer mit all den Autos auf der Straße.

Singapur ist voller Parks und ich weiß, dass es zwischen den Parks Verbindungen gibt, aber leider habe ich noch keine App gefunden, die mir die Route verrät. Also habe ich meine Komoot App angeschmissen und mir eine Route vorgeben lassen. „Botanical & Orchid Garden Runde“ – für mich hörte sich das nach einer gemütlichen Runde an. Gärten habe ich keine gesehen, dafür aber ganz viel anderes.

Der erste Teil der Strecke ging durch Holland Village. Von diesem Stadtteil hatte ich schon viel gehört. Jetzt weiß ich so ungefähr wo er ist und werde ihn noch mal in Ruhe besuchen. Vorbei an Hochhäusern ging es weiter in Richtung Norden fast bis an die Grenze nach Malaysia. Immer wieder hatte ich den Eindruck, dass direkt neben der Straße der Urwald beginnt. Die Vegetation hier ist irre. So grün. So wuchtig. Wäre plötzlich ein Elefant aus dem Grün auf mich zu gekommen, ich hätte mich nicht gewundert.

15:00 Uhr war ich mit Alex zum Telefonieren verabredet. Wir hatten ausgemacht, dass wir uns in einem Café treffen, dass die jeweils andere nicht kennt. Also Alex in Shanghai und ich in Singapur. 14:30 Uhr fing es aber so an zu schütten, dass ich erst mal an einer Bushaltestelle Unterschlupf suchte. Es war ein kurzer aber heftiger Schauer. 14:57 Uhr hatte ich ein Café gefunden und, oh Wunder, Alex kannte es noch nicht. Das Café, das Alex sich rausgesucht hatte, gab es nicht mehr. Egal. Wir haben uns ausgiebig unterhalten und nach fast zwei Stunden Pause war ich dann auch wieder fit genug weiterzufahren. Denn, ich gebe zu, nach zwei Stunden im Sattel war ich echt geschafft. Es ist hier sehr viel anstrengender zu fahren als in Shanghai.

Am Telefon hatte ich Alex noch stolz erzählt, dass ich mich nicht verfahren hatte. Sie hatte gelacht. Ihr erinnert Euch? Mit ihr bin ich in aller Regel einen Umweg von 45 Minuten gefahren. Sie konnte nicht glauben, dass mir das hier nicht passiert.

Und?

Genau!

Kaum war ich losgefahren, hatte ich mich verfahren. Ich war auf dem Zubringer zur Autobahn. Zwar darf man hier wirklich überall mit dem Fahrrad fahren, aber definitiv nicht auf der Autobahn. Also umdrehen. Aber ich habe es nicht mehr geschafft, zur Route zurückzukehren. Irgendwie fuhr ich zwar in die richtige Richtung, aber nicht auf der richtigen Straße. Im Nachhinein muss ich aber sagen, dass das genau die richtige Route war. An einer Stelle saß nämlich ein Affe seelenruhig neben einem Mülleimer am Straßenrand. Wahrscheinlich für die Menschen hier nichts besonderes. Ich für meinen Teil war ganz aus dem Häuschen. Weil ich aber weiß, dass man Affen definitiv nicht zu nahe kommen sollte – mein Vater hatte mal ein denkwürdiges Erlebnis mit Affen in Indien – habe ich diesen nur aus der Ferne fotografiert.

Mein ganz persönliches Highlight waren aber die Gräber, die ich ganz unvermittelt auch am Straßenrand sah. Sie sahen aus, wie die Gräber, die wir in Guilin gesehen hatten. Ich nehme also mal an, dass die noch aus einer Zeit stammen, als das Gebiet, durch das ich da gefahren bin, Farmland bzw. ein Dorf war. Wahrscheinlich durften die Menschen damals ihre Toten auch einfach auf dem Dorfareal begraben.

Und direkt gegenüber – auf der anderen Straßenseite – eine Opferstätte. Aber nicht nur da, auch an deren Stellen hatte ich Opferstätten gefunden. Spannend! In Singapur gibt es offiziell zehn Religionen. Aber davon erzähle ich Euch in einem nächsten Blog.

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