Wenn es Pflaumen regnet in Shanghai

Es regnet. In den Straßen steht das Wasser und es wird immer mehr. An Fahrradfahren ist nicht zu denken. Aber deshalb nicht aus dem Haus zu gehen? Keine Option. Bekanntlich gibt es kein schlechtes Wetter, sondern nur schlechte Kleidung. Außerdem bin ich vorbereitet. Ich habe im letzten Jahr schon eine Regenzeit mitgemacht. Ihr erinnert Euch? Damals hat mir eine überaus besorgte junge Chinesin ihren Schirm geschenkt.

Heute war ich unterwegs zu einem netten Restaurant, nicht weit von uns entfernt. Aber wenn es in Shanghai während der Regenzeit regnet, dann reicht ein Schritt vor die Haustür, um komplett durchgeweicht zu sein. So auch heute. Es gab zwar immer wieder trockene Phasen, aber man weiß nie, wie lange so eine trockene Phase anhält.

Ich bin also vorsorglich schon mal eine Station mit der Metro gefahren. Aber schon der Weg zur Metro, die wirklich nur wenige Meter von unserem Compound entfernt ist, war eine Herausforderung. Denn das Wasser kam nicht nur von oben, sondern stand auch von unten und von der Seite. Ich war die ganze Zeit nur am Abwägen, wann das nächste Auto kommt und ob ich es schaffen würde, an der Straßenpfütze vorbei zu sein, bevor ich von oben bis untern nassgespritzt werde.

Aufmerksame Leser*innen werden sich jetzt fragen: „Knöcheltiefes Wasser? Da werden die Schuhe doch nass?!“ Stimmt. Aber ich hatte ja gesagt, ich war vorbereitet. Während der Regenzeit tragen hier fast alle Plastikschuhe. Ich fand das letztes Jahr noch etwas befremdlich. Dieses Jahr mache ich das auch. Aber nicht irgendwelche. Sondern ganz spezielle! Susanne hatte sie gefunden und für mich auf Taobao bestellt. Ganz ehrlich? Ich brauche jetzt unbedingt noch den Rest der Kollektion. Die sind einfach genial, denn sie sehen nicht nur chic aus, sondern sind auch noch relativ bequem.

Der einzige klitzekleine Nachteil – die Flossen hinten. Immer mal wieder sammelte sich dort Wasser und das spritze mir dann bis ziemlich weit nach oben. Ich kam also nicht so ganz trocken im Restaurant an. Egal, es ist warm. Zwar ist es gleichzeitig so schwül, dass nichts wirklich trocknet, aber auch daran kann man sich gewöhnen.

Jetzt fragt Ihr Euch wahrscheinlich genau so wie ich, warum die Chinesen diesen Regen als „Pflaumenregen“ bezeichnen. Weil die Tropfen gefühlt so dick sind wie Pflaumen? Oder weil die Tropfen aussehen wie kleine Pflaumen?

Aber nein.

Es gibt tatsächlich eine plausible Erklärung für den „Pflaumenregen“. Die Pflaumenregenzeit beginnt in aller Regeln im Juni. Eine alte chinesische Weisheit besagt: „Wenn der Regen auf die reifen Pflaumen fällt, folgen 40 verregnete Tage.“ Die alten Chines*innen wussten also, dass die Regenzeit immer dann beginnt, wenn die Pflaumen reif sind. Logisch, dass dieser Regen also als Pflaumenregen bezeichnet wird.

Ich kann jetzt nur hoffen, dass diese 40 Tage dieses Jahr nicht stimmen. Es macht zwar Spaß meine Fische zum Schwimmen zu bringen, aber 40 Tage am Stück ist viel.

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